Schon fast ein Monat ist vergangen, seit Floorball Köniz Geschichte geschrieben hat. Im Superfinal bezwang die Mannschaft von René Berliat den SV Wiler-Ersigen mit 5:2 und sicherte sich damit erstmals in der Vereinsgeschichte den Schweizer Meistertitel. Nach der ersten (heftigen) Euphoriewelle ist es an der Zeit, euch die einzelnen Personen des Meisterteams etwas genauer vorzustellen.

Captain Kaspar Schmocker, Meisterschütze Fabian Michel, Filigrantechniker Jonas Ledergerber und der verpönte Zürcher Silvan Bolliger trafen sich ein paar Tage nach der Meisternacht zu einem «Meistertalk». Gemeinsam blicken sie auf die abgelaufene Saison zurück und stellen jeden einzelnen Spieler und jedes Staffmitglied der ersten und bis anhin einzigen Meistermannschaft genauer vor. Über den einen oder anderen kommen bis anhin noch unbekannte Fähigkeiten ans Licht. Im ersten Teil geht es um Torhüter Patrick Eder über Topskorer Manuel Maurer bis hin zu «Filmregisseur» Yann Ruh.

Patrick Eder, «der Strahlemann»: «Sein Strahlen ist ansteckend. Auf dem Mannschaftsfoto der Saison 2016/2017 mussten wir einen strengen Blick aufsetzen. Pädi konnte dies als Einziger nicht und strahlte über beide Lippen. Wird oft wegen seiner Schwäche im nahen Eck aufgezogen. Seine Hände gleichen einer Rute eines Fischers auf hoher See. Mit ihnen fasst er die Bälle am Laufmeter. Ein absoluter Bewegungslegastheniker, der für keine andere Sportart geeignet ist. Zum Glück hat man ihn als Kind ins Tor gestellt.»

Lukas Genhart, «der Kehrichtentsorger»:«Stammt aus dem kargen Mittelland und hat endlich begriffen, dass er in die Stadt ziehen muss. Arbeitete einmal kurzzeitig als Kehrichtentsorger. Von daher hat er so kräftige Hände. Keiner schlägt bei der Begrüssung so hart ein wie er. Schmocker hat sich einmal beinahe die Schulter ausgerenkt. Frisst während den Spielen manchmal bis zu einem Kilo Salzstengel. Begeistert in den Trainings jedoch mit spektakulären Saves.»

Stefan Castrischer, «der Marathonläufer»:«Neben dem Feld der perfekte Schwiegersohn. Doch sobald er über die Bande hüpft, verwandelt er sich in ein Biest. Zweikämpfe gegen ihn sind die reinste Qual. Schreckt da auch nicht vor unfairen Mitteln zurück. Seine herausragenden läuferischen Fähigkeiten brachten ihm den Übernamen ‘Haile’ ein (in Anlehnung an den äthiopischen Langstreckenläufer Haile Gebreselassie). Nach Trainingsende schmeisst er sich in Schale und macht einen auf Business. Hat wohl den teuersten Kleiderschrank des Teams und überrascht auf der Tanzfläche mit gekonnten Einlagen. Dafür ist ihm als Fussballer jegliches Talent abhandengekommen.»

Daniel Herzog, «das Blockmonster»:«Gibt dem Team durch seine positive Art sehr viel Energie. Jubelt bei jedem geblockten Schuss und ist selber ein herausragender Blocker. Manchmal geht er dafür sogar in den Spagat, andere würden sich dabei alle Bänder reissen. Seit einiger Zeit trägt er wieder langes, seidenes Haar. Trotz dem einen oder anderen Spruch macht er keinerlei Anstalten, dies bald ändern zu wollen. Bei unserem Einwärm-Fussballspiel, spürt er sich manchmal nicht mehr.»

Kaspar Schmocker, «der Captain»:«Ein Energiebündel. Es gib kaum einen Moment, in dem er mal ruhig ist. Einer davon ist bei den Carreisen, wenn er sich für ein paar Minuten auf den Boden legt, bevor er wieder eine Sprachnachricht nach der anderen raushaut. Bringt die mit Abstand derbsten Sprüche. Hat wohl die ineffizientesten Trickshots. Sein Penalty im Freundschaftsspiel gegen Basel Regio war legendär. Trotz Ermahnung Berliats kasperte er etwas dahin und scheiterte kläglich. Die unzähligen Cüpli-Anlässe von Senso Pro trieben den Trainer ebenfalls nicht nur einmal zur Verzweiflung.»

Oliver Schmocker, «der Teamcoiffeur»: «Wirkt manchmal etwas unscheinbar, egal ob auf oder neben dem Feld. Verrichtet seine Arbeit jedoch solide, kann auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Deshalb wird er oft unterschätzt. Dass er seine Haare selber schneidet ist schon etwas speziell. Auch Teamkollegen haben schon hingehalten. Zwei Tage nach dem Superfinal verreiste er mit seiner Freundin nach Ägypten – auch so kann man einen Meistertitel feiern…»

Manuel Maurer, «el Matador»:«Hat das Toreschiessen in seinem Blut. Manchmal ist sein Glück aber schon etwas nervig. In der ‘Töipeli-Liste’ steht er ganz weit oben. Ist ein Meister des ‘vor sich her motzen’. Aber eigentlich viel sensibler, als er sich gegen Aussen gibt. Zeigt sich gerne Oben-Ohne, obwohl er bei weitem nicht den definiertesten Körper des Teams hat. Wenn der Carchauffeur zu fest heizt, dauert es keine Sekunde, bis er sein T-Shirt wegschmeisst. Mit Jan Zaugg verbringt er stundenlange Game-Sessions – zumindest im Winter. Im Sommer bilden die beiden ein Beachvolley-Duo im Marzili oder Eichholz.»

Tobias Saner, «das Schlitzohr»:«Hat das wichtigste Ämtli im Team: Fussball-Chef. Er führt seinen Job gewissenhaft aus. Als René einmal Fussball explizit als Einlauf-Methode verboten hatte, schaffte er es trotzdem irgendwie, den Ball mitzunehmen. Ein Bandentraktor der sich in der Nähe der Leitplanken wohlfühlt und nur selten ins Zentrum geht. Wird vom Trainer oft für seinen guten Schuss gelobt. Von den Teamkollegen jedoch wegen seinem ‘Schneuzer’ (Türken-Schnauz) aufgezogen.»

Simon Gurtner, «der Dampfmacher»:«Hat einen Hammershot, auf dem Feld bewegt er sich zwischen Genie und Wahnsinn. Hatte keine einfache Saison, stellte sich jedoch immer in den Dienst der Mannschaft. Ist einer der fleissigsten Fitness-Besucher. Wir pflegen zu sagen: das Pure Fitness kennt Gurtner – nicht Gurtner das Pure Fitness. Sein Lieblingshemd ist bei jedem Team-Anlass dabei. Seine Schwester bringt an seinem Geburtstag jedes Mal ein Gebäck ins Training. Jesper Johansson versuchte bei ihr zu Punkten – ohne Erfolg.»

Yann Ruh, «der Filmregisseur»:«Sein Film ‘Erwartungen’ schlug hohe Wellen. Steven Spielberg machte ihm darauf ein Angebot für ein Praktikum. Muss sich wohl schon bald zwischen einer Unihockey- und Hollywood-Karriere entscheiden. Dazu ist er auch ein hervorragender Musiker, hat mit ein paar Kollegen eine Band gegründet. Auf dem Feld ein verdammt mühsamer Typ, vor allem wegen seiner Spitzknochen, die man im Zweikampf zu spüren bekommt. Arbeitet auch oft mit unerlaubten Tricks, das ärgert die Trainer. Ist die wohl intelligenteste Person aus dem Kaff Mittelhäusern.»

Stefan Hutzli, «der Rapper»:«Eigentlich ein ganz scheuer und zurückhaltender Junge. Bis er erstmals etwas Richtiges sagte, vergingen Monate. Umso mehr hat er uns in den Bann gerissen, als er in Prag plötzlich zu einem Rap von Notorious B.I.G. ansetze – das war grosses Kino! Erhielt in den Trainings den Übernamen ‘Zwicky’ wegen seines starken Zwickschusses verpasst. Im Eröffnungsspiel gegen Wiler gelang ihm das wohl schönste Tor der Saison. Wohnt 10 Autominuten vom Schlagertempel in Kirchberg entfernt. Hat schütteres Haar, überlegt sich, der Glatzenfraktion um Casanova und Thut beizutreten. NBA-Experte und grosser Fan der Cavaliers.»

Simon Müller, «der Sockenliebhaber»:«Trägt die Haare schön. Könnte ohne Probleme in einem Werbespot von Nivea Men Haarschampoo mitspielen. Gehört zur Jassgruppe mit Castrischer, Eder und Ledergerber. Ebenfalls ein überzeugter Pure-Gänger. Fällt vor allem durch die aussergewöhnliche Auswahl seiner Socken auf. Mal geringelt, mal gestreift – dazu immer ein ‘Kitchener’. Überzeugter Velofahrer, der mit seinen Rushes über die Mittellinie für Aufruhr sorgt.»

Fabian Michel, «der Aufsteiger»:«Hat wohl alle – und sich selber wohl am meisten – überrascht. Als Verteidiger gekommen, avancierte er zum ‘wichtigsten Rechtsausleger des Teams’, machte 30 Punkte. Führte Sportchef Zaugg an der Nase herum, bis er das Juniorenalter überschritt. Hat das wohl grösste Meister-Versprechen abgegeben, es aber auch eingehalten. Seine Haarpracht musste noch in der Meisternacht daran glauben. Überreste sind immer noch vor dem Zytglogge vorzufinden. Äusserst lieber Kerl mit grossem Herz. Ass jahrelang kein Fleisch, obwohl ihm das Berliat immer wieder ans Herz gelegt hatte.»

Silvan Bolliger, «the Influencer»:«Besticht durch eine tolle Aura. Stets braungebrannt, schneeweisse Zähne und ein sonniges Lächeln. Silvani ist immer gut drauf, hat einen unbändigen Willen. In den Trainings feiert er seine Torerfolge mit einem weiblichen Jubelschrei. Die ‘Zürischnorre’ bringt jeweils eine Discokugel mit an die Spiele, um die Siege zu feiern. Ist auch unser Social Media Influencer, überzeugt mit seinen Instagram-Einträgen. Ahmte seinem Bruder Flo nach, in dem er den Titel zwei Jahre später holte und ist damit wohl der erfolgreichste Zürcher Oberländer.»

Jonas Ledergerber, «der Hockeyler»:«Seine Technik ist äusserst filigran. Es ist schwer, ihn vom Ball zu trennen. Seine Dribblings hat er vom Eishockey abgeschaut. Übertreibt es aber manchmal und bringt sich dadurch selber in Schwierigkeiten. Wenn er dann den Ball verliert, ist der Schiri Schuld. Glühender Boston Bruins Fan. Kommt es zum Duell gegen die Pittsburgh Penguins, herrscht zwischen ihm und seinem Busenfreund Yves Funkstille. Ist nicht der lauteste, aber einer der humorvollsten und lustigsten Mitspieler. War mit seinem Jass-Partner Pädi Eder (er ersetzte Nino Wälti) in dieser Saison überhaupt nicht zufrieden.»

 

Text: Etienne Güngerich