Der Trainer hat immer recht, oder muss es heissen, immer der Trainer hat recht? Meinen Er-innerungen zufolge hatte der Trainer immer recht. Egal in welchem Dilemma wir zu stecken pflegten und ich wurde mehrmals ungezwungener Zeuge von ganz seltsamen Szenen und Behauptungen während eines Spiels. Doch das ist tempi passati und ich schrieb mir auf die Fahne, nicht so zu werden wie einige meiner Übungsleiter, welche ich als Spieler durchlaufen hatte… doch zum eigentlichen Thema:
Heimspiel in der Lerbermatt. Die Junioren A in Action und B: bisschen müde. Spiele am Morgen sind nichts fürs Team, das ist schon länger bekannt und so kommt es wie es kommen muss, mühsam, zäch und «chätschig», egal wie wir uns Vorbereiten, wir kämpfen, stossen, ächzen und keuchen jedesmal und brauchen Energien, welche die Jungs nicht haben, um doch noch irgendwo im Inneren welche zu finden… doch der Reihe nach:
Bern-Ost, wie schon einmal erwähnt, kein Gegner für uns, viel zu schwach, zu berechenbar, praktisch um unseren Rhythmus zu finden. Ja denkste?!

So einfach war das diesmal nicht. Wir erzielten die Tore und machten die Dinger rein, doch im Handumdrehen liessen wir wieder ein Tor zu. Das Spiel wogte hin und her, auf und ab, mehrheitlich ab, ich wurde gezwun-gen umzustellen und unseren Gameplan zu verlassen. Dann, beim Stande von sieben zu fünf für Bern, mein Time-out. Was sagt man Spielern, wenn es zwar läuft, doch nicht so läuft wie es laufen soll und wir es zum Laufen bringen wollen? Mir läuft es kalt den Rücken run-ter. Geistig hatte ich mich mit meinem Inneren bereits auf eine Niederlage geeinigt und vor-sorglich einige Striche unter Bern-Ost auf meinen Block gekritzelt. Dann kamen mir die Worte meines ersten Trainers in den Sinn, er sagte uns Spielern, wir damals gegen Uster ebenfalls in einer ähnlich misslichen Lage steckend, «…entweder wir würden gewinnen oder müssten uns mit der kommenden Niederlage anfreunden…». Ich wollte keine neuen Freunde, doch bewegte uns dieser eine Satz, er befreite uns und alles lief einfach wie von Zauberhand, die gleichen Spieler, derselbe Gegner, der identische Schiedsrichter und doch war etwas an-ders?! Gestern entscheidend war, dass sich Bern-Ost ebenfalls diese Auszeit nahm und uns zusätzliche 30 Sekunden «Luftholenzeit» schenkte. Das Blatt wendete sich und ehe ich mich versah, führten meine Jungs klar und deutlich. Ich habe gar ein Tor unterschlagen und erst beim Betrachten des Rapports entdeckt, dass wir mit zehn Toren gewannen. Trainer halt ?! So folgten Jubel, Besprechung und Erholung. Danach folgte schon die Vorbereitung auf das zweite Spiel:
«Kerzers ich wünsche mir». So oder so ähnlich heissen die ?! Ein Team in unserer Reichweite. Habe diese beobachtet. Lange stand es torlos Unentschieden, aber für uns. Dann gingen wir gar verdient in Führung und je länger das Spiel dauerte, umso stabiler wurden wir, hatten Chancen um diesen Match zu entscheiden, alles funktionierte Tip-Top. Dann verloren wir kurz den Faden und gaben leichtfertig das Spiel aus den Händen. Schade !! Am Morgen da-nach und mit etwas Abstand sage ich mir, es gibt noch ein Rückspiel und ich bin überzeugt, wenn die Jungs so weitermachen, dann können wir diese Punkte zurückholen.

Unser Trainer war im ersten Moment etwas sehr genervt, da dieses Spiel wirklich zu gewin-nen gewesen wäre und er in der Garderobe den Jungen unrecht getan hat. Bekannt als über-legter, geduldiger und verständnisvoller Coach, liess er ausser acht, dass die Leistung einem sehr hohen Level entsprochen hat und die knappe Niederlage geschehen kann, das ist Sport.
Ich wünschte meinen Jungs eine Belohnung für ihre tadellose, aufopfernde und kämpferische Leistung. Ich irrte mit den Worten danach und zog kurzzeitig die falschen Schlüsse daraus.

Der Trainer hat doch nicht immer recht. Um «Special one» oder «Normal one» zu sein, be-wege ich mich im falschen Sport. Ich kann höchstens der «Züri one» sein ?! Wir bauen auf diesen Leistungen auf, werden gestärkt und gefestigt auf die nächsten Teams zugehen. Im Wissen, dass der Trainer nicht immer recht hat, er mit Estelle – seinem Staubsauger (siehe letzten Bericht) den Strafraum sauber halten und dank künstlerischen Fähigkeiten eine Torli-nie malen könnte, sieht die Welt am Morgen danach wieder ganz gut aus. Schauen wir, wo das alles hinläuft… Hopp FBK Jungs!! (sn.)