Die U21 Saison ist seit Mitte März auch für die Könizer U21 beendet. Nachstehend ein Saisonrückblick, welcher aufgrund der Coronakrise, mit keinem Schlussfazit oder Endresultat aufwarten kann da die Halbfinalserie gegen Wiler nach nur einem Match beendet wurde.

Der Entscheid des Verbandes keine Meistertitel zu vergeben war richtig. Die Teams spielen nach einem vor der Saison bestimmten Modus, der eben als Krönung auch die Play-Offs beinhaltet. Kann dieser Modus nicht ausgespielt werden so kann die Saison auch nicht gewertet werden. Nachstehend versuche ich aber zumindest eine Bewertung der vergangenen Saison bis zum Meisterschaftsabbruch vorzunehmen.

Diese Bewertung fällt grösstenteils sehr positiv aus. Vergleicht man die Statistik der Qualifikation 19/20 zu jener der Vorsaison 18/19 ist in jeder Hinsicht eine grosse Steigerung ersichtlich. 22 Tore mehr erzielt, 29 Tore weniger erhalten, 3. Schlussrang gegenüber 5. Schlussrang vor Jahresfrist. Wobei in vorherigen Saisons die eroberten 51 Punkte wohl meist zum ersten, ganz sicher aber zum zweiten Qualirang gereicht hätten. Mit GC und Wiler fanden sich aber zwei Konkurrenten die auf diesem hohen Niveau noch ein wenig konstanter waren. In der Rückbetrachtung darf nun aber dieser dritte Rang gar als Glücksfall bezeichnet werden. Wir trafen somit auf den wohl stärksten Gegner der unteren Tabellenhälfte, Rychenberg Winterthur. Ein Rychenberg welches in der Qualifikation klar unter Wert platziert und dann für uns auch der erwartet schwierige Gegner war. Da die Serie über fünf Spiele ging kamen wir damit, zählt man das erste Halbfinalspiel dazu, auf 6 intensive Play-Off Partien. Somit erlebte unsere U21 zumindest in einer Serie „richtige“ Play-Offs mit sehr vielem was unseren Sport so attraktiv und spannend macht.

Aber der Reihe nach. Los ging es bereits Mitte Mai wo sich eventuelle Bedenken des Staffs punkto Leistungs- und Lernwille der rund 28 Kaderspieler als unbegründet erwiesen. Die Trainings waren intensiv und der Eine oder Andere Spieler brauchte seine Zeit um sich auf das einzustellen. Ende Juni erfolgte nochmals eine Selektion und mit Moritz Knaak verliess uns zusätzlich ein Spieler kurzfristig nach Schweden. Ein wichtiger Grundstein der Vorbereitung war das Trainingslager in Magglingen anfangs August. Hier wurden teamtaktische Grundsätze angeschaut und eingeübt. Die Mannschaft lernte sich noch besser kennen und rückte spürbar enger zusammen. Wichtige Standortbestimmung vor Saisonbeginn war das traditionelle Vorbereitungsturnier in Maienfeld welches auf dem überraschenden 3. Schlussrang beendet wurde. Wir sahen, dass wir auch mit den Topteams mithalten können was uns für den Saisonstart ein gutes Gefühl verschaffte. Dieser gelang dann mit drei Siegen auch optimal. Der vierte Match gegen den späteren Qualisieger GC ging jedoch klar mit 7:2 verloren was uns zeigte, dass nach wie vor viel Verbesserungspotential da ist. Die Reaktion gelang mit einem 10:6 Sieg gegen Wiler im nächsten Spiel überzeugend und weitere drei Siege sollten folgen. Speziell ist sicher, dass die Mannschaft in dieser Phase zahlreiche Absenzen, auch der beiden Leistungsträger Münger und Willfratt welche bereits in der NLA eingesetzt wurden, gut wegzustecken vermochte (auch Semes fehlte bis Jahresbeginn verletzungsbedingt). Andere Spieler sprangen in die Bresche und übernahmen Verantwortung. Kurz vor der ersten Natipause kam  dann ein erneuter Rückschlag mit der Niederlage in Zug. Das half dann wohl immerhin in der dreiwöchigen Pause konzentriert zu trainieren und danach bis Weihnachten alle Spiele zu gewinnen (Ausnahme Heimspiel gg GC mit Niederlage nach Verlängerung). Dabei wurden sehr viele Tore erzielt was unsere Bedenken vor Saisonbeginn betreffend dieses Punktes ad absurdum führte. Gleich nach der Weihnachtspause stand der Spitzenkampf auswärts gegen Wiler an welcher mit einer überzeugenden Leistung gewonnen wurde und damit fünf Punkte Vorsprung auf den dritten Rang herausgespielt waren. Ob nun dieser Vorsprung oder andere Gründe die Ursache für das Nachlassen der Mannschaft war ist Spekulation. Auf jeden Fall liess der Fokus und Hunger in verschiedenen Bereichen nach was dann auch zu vermehrten Punkteverlusten führte. Tiefpunkt war sicher der völlig uninspirierte Auftritt bei der 8:2 Schlappe in Winterthur. Obschon vom Staff bestens auf die schwierige Aufgabe eingestellt fehlten Energie und Willen und man durfte sich fragen ob dem Team die Platzierung in der Qualifikation, und damit verbunden ein wahrscheinlich etwas einfacherer Gegner in den Viertelfinals, völlig egal sind… Da im zweitletzten Spiel der Quali gegen Zug erneut drei Punkte abgegeben wurden gelang es Wiler Köniz noch zu überholen was dann eben für die Könizer zum Viertelfinale gegen Winterthur führte. Nur gerade sechs Tage nach Qualischluss mit Doppelrunde, aufgrund eines wenig sinnvoll zusammengestellten Spielplans, stand bereits die erste Doppelrunde Play-Offs bevor. Die kurze Zeit der Play-Off-Vorbereitung darf aber keinesfalls als Ausrede für die beiden Startniederlagen herhalten. Das Könizer Team spielte nicht so wie das von einer Mannschaft gefordert ist, die im Play-Off Erfolg haben will. Einzig die Defense war sehr kompakt, im Spiel mit Ball war alles sehr hilf- und harmlos. Und das nachdem man ja aufgrund der Erkenntnisse der letztjährigen Halbfinalniederlage gegen diesen Gegner vor allem eine Steigerung im Offensivbereich als Schlüssel des Erfolgs ausgemacht hatte. Klar war es nicht optimal, dass ausgerechnet an diesem Wochenende eine Grippe die Runde machte (nein, nicht Corona…) und sich die beiden Teamstützen Markwalder und Willfratt bereits Mitte des ersten Spiels verletzten. Am Montag wurden von der Mannschaft zum Glück die Probleme sehr selbstkritisch angesprochen. Und die Resultate dieses Treffens danach in Training und Spiel auch entschlossen umgesetzt. Im dritten Spiel hing vieles an einem dünnen Faden aber der Auftritt war bereits sehr viel besser als das Wochenende zuvor. Als Erlösung und Wendepunkt der Serie darf deshalb der 4:3 Overtimesieg betrachtet werden. Ab Spiel vier lief endlich auch die Offensive der Könizer auf Hochtouren, der Gegner wurde nun ein erstes Mal dominiert was sich auch im klaren Auswärtssieg von 3:9 wiederspiegelte. Am Sonntag darauf zeigten sich die Winterthurer wieder besser aufgestellt als am Vortag und lieferten nochmals harte Gegenwehr. Aber die „Maschine“ Floorball Köniz lief nun auf Hochtouren und erneut resultierte ein klarer 8:3 Sieg. Diese Serie noch gedreht zu haben, zeugt von viel Charakter und mentaler Stärke des Könizer Teams. Aber es soll der Mannschaft für die Zukunft aufzeigen, dass man ab Spiel 1 und nicht erst ab Spiel 3 bereit sein muss.

Wie die danach abgebrochene Halbfinalserie schlussendlich ausgegangen wäre, ist reine Kaffeesatzleserei. Immerhin war Köniz bereits im ersten Match auswärts sehr nahe das Break zu holen und gewann in der Qualifikation beide Spiele.

Hin und da werde ich darauf angesprochen ob nicht auch FBK bereits bei den Junioren aktiv ausländische Spieler suchen und engagieren soll. Das auch, weil es gerade in der U21 bei einigen Vereinen Usus zu werden scheint oder schon ist. Bei Wiler waren im ersten Play-Off Halbfinalspiel nach der Umstellung auf zwei Linien drei von zehn Feldspielern Ausländer.  Ich hoffe, dass unser Verein weiterhin unsere Strategie fahren wird und kann. Es ist für mich ein Zeichen der Stärke und des Selbstvertrauens ausschliesslich auf Schweizer Spieler zu setzen und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ganz an der Spitze mitspielen zu können. Und immer auch wieder Weltklassespieler herauszubringen die in der besten Liga der Welt, der SSL, nicht nur mithalten sondern tiefe Fussabdrücke hinterlassen wie vor einem Jahr Maurer und aktuell Zaugg.

Um punkto der Ausländerthematik noch kurz den Bereich NLA anzuschneiden. Was ist ein Gentleman Agreement wert, wenn es einen Verein gibt der nicht Gentleman sein will? Rechtlich ist das Agreement nicht durchsetzbar also kann man es auch gleich bleiben lassen wenn nicht jeder mitmachen will. Unser Verein hatte in seiner nun 22-jährigen Vereinsgeschichte nie mehr als drei (meistens waren es zwei, eine Saison sogar keiner) ausländische Spieler im NLA-Kader. Köniz braucht also eh kein Agreement, dass wird schon lange ohne ein solches gelebt. Mein tiefster Respekt an die Vereine, die auch bereit sind, oder in der Vergangenheit bereit waren, diesen arbeitsreichen aber schlussendlich sehr befriedigenden Weg ohne Abkürzungen zu gehen.

Auch nach dieser Saison dürfen wir wieder zwei Spieler in die NLA abgegeben werden was ja schlussendlich eine der Kernaufgaben einer U21 ist. Raul Willfratt war, zieht man den Punkteschnitt aus den absolvierten Spielen heran, Topskorer der U21A. Er dürfte mit seiner wirbligen und spektakulären Spielweise bald auch in der höchsten Liga die Zuschauer begeistern. Lukas Münger ist ein enorm physischer, zweikampfstarker Verteidiger der aber auch offensive Qualitäten besitzt wie seine 10 erzielten Tore und 15 Assists beweisen. Auch er dürfte sich bei entsprechendem Engagement die kommenden Jahre im NLA-Team durchsetzen!

Zum Schuss möchte ich allen Leuten danken, die unser Team in der Saison 19/20 in irgendeiner Art und Weise unterstützt haben, merci viumau! Ein spezielles Merci und viel Glück an die Spieler und Staffmitglieder (Aldo Casanova, Annina Nötzli, Jonas Schäfer und Jessica Jakob) welche unser Team auf nächste Saison verlassen.

Nun hoffen wir, dass wir möglichst bald wieder in ein normales Leben ohne lästigen Virus zurückkehren dürfen. Weil nach der Saison ist ja bekanntlich vor der Saison!

René Berliat, Cheftrainer U21A